Der Stadtrat hat im September 2023 beschlossen, dass von den rd. 13.000 Gaslaternen 220 im Hofgarten bleiben und dagegen die übrigen weitgehend auf LED umgerüstet werden sollen. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ist gegen die Umrüstung der Gaslaternen. Es kommt nun zu einem Entscheid des Ministeriums als Oberste Denkmalbehörde. Der nachfolgende Brief der AGD an die Ministerin Scharrenberg weist noch einmal auf die stadthistorische Bedeutung der Gaslaternen für Düsseldorf hin.
dib und die AGD haben sich schon 2023 für die Erhaltung der Gaslaternen im Rahmen der mit der Stadt Düsseldorf getroffenen Bürgervereinbarung ausgesprochen.
_______________________________________
Sehr geehrte Frau Ministerin Scharrenbach,
einem Gesamtdenkmal mit ca. 14.000! in die Denkmalliste eingetragenen ,,Einzeldenkmälern“.
Wir bitten Sie inständig und von Herzen, sich für den Erhalt des national bedeutenden Denkmals für unsere Heimat einzusetzen und es vor der Zerstörung zu bewahren.
Begründung:
Das identitätsstiftende Denkmal „Düsseldorfer Gaslicht“ erzählt die industrielle Entwicklungsgeschichte Düsseldorfs ab 1840 von einem kleinen Dorf zur Großstadt -Industriehauptstadt NRW. Lange wurde deshalb Düsseldorf als die
„Röhrenstadt Düsseldorf“ bezeichnet.
- So sind bedeutende Namen, wie Poensgen und Mannesmann industriegeschichtlich eng mit dem Gaslaternennetz in Düsseldorf verbunden.
- Die „nahtlose Mannesmann-Röhre“ wurde für die Masten der Gaslaternen explizit entwickelt und hat Düsseldorf zu wirtschaftlichem Reichtum und überregionalem, weltweitem Ansehen verholfen.
In diesem Zusammenhang steht Düsseldorf als Parade-Beispiel für gelungene Integration ausländischer Fachkräfte-schon damals! Eigens für die Entwicklung des Gasnetzes und der Stahlproduktion in Düsseldorf wurden mehrere tausend Fachkräfte aus dem Ausland (zu Beginn aus Belgien, s. Quelle Weidenhaupt, „kleine geschichte der stadt düsseldorf“) nach Düsseldorf geholt, weil sie sich im Besonderen mit dem Umgang und Aufbau eines Gasnetzes und der Stahlproduktion auskannten. Oberbilk entstand als Stadtteil. Die Stadt wuchs rasant in ihrer Einwohnerzahl.
Für die vielen Zuwanderer wurde daraufhin auch die Kirche St. Apollinaris in Oberbilk mit einem besonders großem Platzangebot für ca. 2000 Gläubige gebaut.
Seine besondere Denkmalwürdigkeit erhält die denkmalgeschützte Gasbeleuchtung durch sein sogenanntes Dreigestirn:
- Das umfassende Gasnetz, welches sich flächenmäßig über ganz Düsseldorf verteilt.
- Die Entwicklung der Gaslaternen an sich, Mast und Kopf, entsprechend ihrer Funktion, ,,form follow ’s function“. So auch die fünf vorhandenen, verschiedenen Typen mit Untertypen, gemäß ihrer Zeit und Ihrer Funktion.
- Die Gaslichtwerkstatt, gleichzusetzen mit der Dombauhütte zu Köln, zum Erhalt und zur Pflege der Leuchten.
Entzieht man jedoch durch Umrüstung von Gas auf Led dein Denkmal eine der Funktionen, erlischt seine Denkmalwürdigkeit von allein!
Sehr geehrte Frau Ministerin Scharrenbach,
nachdem sich aktuell der LVR in Brauweiler eindeutig zu diesem Denkmal und seinem Erhalt positioniert hat, bitten wir Sie, die einzig richtige Entscheidung zu fällen, nämlich den Erhalt des „Identifikationsstiftenden Denkmals“ durch Entscheid zu sichern:
- Gegen das Vergessen der Stadthistorie mit ihrer industriellen Entwicklungsgeschichte
- Für das Heimatgefühl der Bürger Düsseldorfs
- Für eine Landeshauptstadt, die mit dem Industriedenkmal „Gaslaternen in Düsseldorf“ ca. 14000 identifikationsstiftende Einzeldenkmäler ihr Eigen nennen darf und deren Abbau in keinem Verhältnis zu „klimaneutralen“ Zielen, bei einem städtischen Gesamt-Gasverbrauch von weniger als 0,1 % und 0,25% C02 Ausstoß, steht.
- Weil es sich um ein nachhaltiges Denkmal handelt, welches ohne Sondermüll, der die Umwelt durch Unterhaltung belastet, auskommt.
- Weil die Stadt durch einen evt, Gesamtstromausfall durch das Gaslicht beleuchtet bleibt, was in unseren unsicheren Zeiten, Berücksichtigung finden sollte.
- Für die vielen Touristen, die sich an dem heimeligen Licht aus einer historischen Zeit erfreuen, der „City of gaslight“, wie sie liebevoll genannt wird.
- Für das Bekenntnis, dass Industriedenkmäler die gleiche Daseinsberechtigung wie Schlösser, Burgen oder Kathedralen haben und entsprechend viel zu erzählen haben.
- Weil wir das Leben und Schaffen und auch die Geschichte unserer vorangegangenen Generationen respekt-und liebevoll, sowie verantwortungsvoll an die nächsten Generationen weitergeben müssen.
- Weil ein jahrelanges „ehrenamtliches Bürgerengagement“ dazu beigetragen hat, dieses prägende Merkmal der Stadtgeschichte unter Denkmalschutz zu setzen.
- Weil ein Schritt zurück der zuvor für sinnvoll erachteten, gefassten Entscheidungen einen Fortschritt und sogar einen viel größeren und auch sinnhaften Gewinn bedeuten kann!
Und, weil Sie heute unsere „Heimatministerin“ sind!
Wer, wenn nicht Sie, kann diese richtungsweisende, wichtige und positive Entscheidung für unser vielleicht größtes Heimatmerkmal in Düsseldorf, das „Identifikationsstiftende Industriedenkmal Gaslaternen in Düsseldorf“ fällen.
Wir freuen uns sehr, wenn Sie unserer Bitte folgen und das nationale Denkmal schützen
und es mit uns gemeinsam erst „international“ und anschließend zum „Weltkulturerbe“ werden lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
gez. Nina Kalenborn Dipl. Ing Arch.
Vizepräsidentin der AGD e. V.