Mit großer Mehrheit hat sich der Rat der Stadt am 16.12.2021 für einen Neubau der Oper entschieden und beabsichtigt die Klärung der Grundstücksfrage im ersten Quartal des neuen Jahrs anzustreben. Es wurden rd. 750 Mio € für die geschätzten reinen Baukosten angenommen. Trotzdem bleiben viele Fragen offen zu den Grundlagen des Beschlusses wie zum weiteren Vorgehen in der Sache.

Der Verein dib düsseldorf im blick wurde mit dem Ziel gegründet, städtebauliche und architektonische Belange in der Stadt kritisch und konstruktiv zu begleiten. Für den Verein dib trifft das aktuell auf die Diskussion um die Zukunft der Oper zu. Es ist unbestritten, dass über die Zukunft der in die Jahre gekommenen alten Oper diskutiert werden muss.

Mit der Wahrnehmung des maroden Zustands von Teilen der alten, denkmalgeschützten Oper an der Heinrich-Heine-Allee direkt am ebenfalls denkmalgeschützten Hofgarten entwickelte sich in der Politik die Idee einer „Neuen Oper für Alle“.

Die Anforderungen an neueste Bühnentechnik, Probenräumen, Logistik bis hin zum erweiterten Publikum für eine Neue Oper stiegen sprunghaft an. Trotzdem gibt es bis heute kein wirklich abgestimmtes Raumprogramm für eine solche Oper. Notwendig wäre eine unabhängige Untersuchung zu einem  Programm, das anschließend die Bemessungsgrundlage für weitere Planungen wird. Erst danach kann das geeignete Grundstück gesucht werden.

Bei der Grundstücksuche ist zu berücksichtigen, dass das Umfeld jedes Standorts seine eigenen Bedingungen schafft, die wiederum Einfluss auf das zugrunde liegende Programm haben. Denkmalschutz, Städtebau, Landschaftsschutz, Verkehr, Baugrundverhältnisse, Eigentumsverhältnisse, Grundstücksgröße, Kosten, Lage im Stadtgebiet – um nur ein paar wichtige Parameter zu nennen – können rückwirkend Einfluss auf das Raumprogramm haben.

Im Falle einer Grundstücksentscheidung für den Neubau auf einem anderen Grundstück als das der Oper an der Heinrich-Heine-Allee fordert dib den Erhalt des Baudenkmals als zukünftige weitere Spielstätte..

Variante A: Sanierung der Oper

Wenn die Grundstücksklärung auf das Operngrundstück an der Heinrich-Heine-Allee, das sich im Besitz der Stadt befindet, hinausläuft, sind für dib drei Szenarien am alten Standort Heinrich Heine Allee für ein weiteres Vorgehen denkbar:

Variante B: Erhalt von Teilen des Baudenkmals; Zuschauerraum, Foyers, Eingangsportal (orange). Übrige Bereiche Neubau, Wahrung des Hofgartens und der städtebaulichen Rahmenbedingungen (Hochhausrahmenplan)

Variante A : Sanierung der alten denkmalgeschützten Oper in den alten Umrissen und mit erneuerter Technik am bekannten Standort ohne Eingriffe in den Hofgarten.

Variante B: Erhalt von Teilen des Baudenkmals; Zuschauerraum, Foyers, Eingangsportal. Übrige Bereiche Neubau, Wahrung des Hofgartens und der städtebaulichen Rahmenbedingungen (Hochhausrahmenplan)

Variante C: Abriss der alten Oper. Neubau am alten Standort: Wahrung des Hofgartens und der städtebaulichen Rahmenbedingungen (Hochhausrahmenplan)

Variante C: Neubau: Wahrung des Hofgartens und der städtebaulichen Rahmenbedingungen (Hochhausrahmenplan)

Skizzenhafte Entwürfe, die ein vergrößertes Bühnenhaus mit drei Seitenbühnen aufweisen, zeigen, dass das vorhandene Grundstück der Alten Oper dafür zu klein ist. In den Varianten B und C können zwei Seitenbühnen ermöglicht werden. Die Seitenbühnen könnten allerdings in der Zukunft durch die fortschreitende Digitalisierung der Bühnen- und Kulissentechnik an Bedeutung verlieren.

Eine weitere Belastung des Grundstücks an der Heinrich-Heine-Allee mit zusätzlichen Funktionen und/oder überdimensionalen Baukörpern halten wir für ausgeschlossen. Flächen für die Erschließung von Wohnungen, Hotel- oder Büronutzungen inklusive der notwendigen Haustechnik mit Sicherheitstechnik und Tiefengründung beeinträchtigen die Nutzung des Opernhauses und Hofgartens.

Hochhäuser, wie sie vorgeschlagen wurden, konterkarieren das gewachsene Zentrum unserer Stadt. Düsseldorf ist ein Paradebeispiel der Europäischen Stadt, in dessen Inneren Bereich keine hohen Hochhäuser gebaut wurden. Der gerade in der Abstimmung befindliche Hochhausrahmenplan verbietet daher aus gutem Grund Hochhäuser an dem Opernstandort.

Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang, dass die Souveränität der Stadt in Planungsfragen, aber auch in der Finanzierung, absolut unangetastet bleibt, und dass keine Abhängigkeit von Investoren eingegangen wird.

Der alte Standort der Oper hat sich bewährt und befindet sich im Besitz der Stadt Düsseldorf. Es müssen also, anders als bei anderen in Frage kommenden Grundstücken, keine zusätzlichen Kosten für das Baugrundstück aufgewendet werden.

Fazit

dib düsseldorf im blick erwartet vom Rat der Stadt

  • ein brauchbares von unabhängigen Fachleuten erarbeitetes Raumprogramm
  • einen Grundsatzbeschluss zum alten Standort Heinrich-Heine-Allee mit Wahrung des Bestands des Hofgartens als unversehrtes Denkmal
  • Ermittlung des Sanierungsbedarfs und der Sanierungskosten (Variante A) durch ein unabhängiges Planungsbüro
  • Ausschreibung eines internationalen Architektenwettbewerbs mit Ausarbeitung der Varianten B Teilerhalt mit Teilneubau und C Neubau mit jeweils 2 Seitenbühnen unter Wahrung des Bestands des Hofgartens. Beachtung der städtebaulichen Rahmenbedingungen (Hochhausrahmenplan) ohne zusätzliche Hochbauten.

Der Wettbewerb dient in der ersten Phase als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der Varianten B oder C und in einer zweiten Phase als Realisierungswettbewerb der Auswahl des oder der Architekten für den Bauauftrag.

Wir sind davon überzeugt, dass unter diesen Umständen, ein Neues Opernhaus realisiert werden kann, dass sich harmonisch in das Stadtbild integriert und mit eigenständiger Konzeption und Architektur überzeugt.

<dib düsseldorf im blick – Forum für Baukultur und Stadtentwicklung e.V. 02/22 – Luftbild maps duesseldorf>