Aus Gründen der Ressourcenschonung ist es nicht nachhaltig, die bestehende für das Operpublikum gut funktionierende Düsseldorfer Oper mit all ihren Ausstattungen und Zuschauerräumen vollends durch einen Neubau zu ersetzen und womöglich das zum Kulturerbe gehörende Baudenkmal Oper abzureißen.

Die Oper an der Heinrich-Heine-Allee

In der öffentlichen Diskussion über einen Neubau der Oper in Düsseldorf spielen bisher die notwendigen zeitlichen Abläufe eines Neubaus keine Rolle. Tatsächlich wird ein Neubau der Oper wahrscheinlich unter Einrechnung der Planungs- und Realisierungsprozesse und der zu erwartenden finanziellen Restriktionen der Nachcoronazeit bis zu 10 Jahre und mehr brauchen und wahrscheinlich an die 1 Mrd. € kosten.

In diesem Zeitraum muss die klassische Oper an der Heinrich-Heine-Allee ihr bewährtes Programm abwickeln und dabei ständig nach Notwendigkeit saniert werden. Es könnten dann zwei Opern entstehen, eine sanierte und eine im Neubau. In dieser langen Zeit könnte sich auch die Oper verändern und mehr jüngeres Publikum gewinnen sowie die Öffentlichkeit mehr in den Opernbetrieb und in das Denkmal geschützte Gebäude einbeziehen. Um nicht zwei Opern entstehen zu lassen, ergibt sich hieraus die Notwendigkeit, die Sanierung der Oper von einem Neubau zu entkoppeln.

Zuschauerraum im Stil der 1950er Jahre.

Für die nächsten Jahren sind die Investitionen für Maßnahmen, die sich aus der Klimaveränderumg und den Coronafolgen ergeben dringlicher als ein Opernneubau. Beides, die Maßnahmen und einen Opernneubau, kann sich auch eine reiche Stadt wie Düsseldorf nicht leisten. Erst wenn es die Haushaltslage nach Abarbeitung der Coronafolgen, der Maßnahmen der Klimaanpassung, Hoch- wasserschutz Himmelgeist, Linderung der Wohnungsnot, Rheinbrückensanierung und Durchführung der Verkehrswende mit neuen U- und Straßenbahnlinien, Schulbauprogramm u.a. erlaubt, wieder Großprojekte in Angriff zu nehmen, könnte ein Neubau für ein breites Musikpublikum angestrebt werden. Hierbei sollte es nicht um einen reinen Opernneubau gehen, sondern um ein Musiktheater, das mehrere Funktionen erfüllen kann.

Foyer mit Wandbildern und Galerie

Aus Gründen der Ressourcenschonung ist es nicht nachhaltig, die bestehende für das Opernpublikum gut funktionierende Düsseldorfer Oper mit all ihren Ausstattungen und Zuschauerräumen vollends durch einen Neubau zu ersetzen und womöglich das zum Kulturerbe gehörende Baudenkmal Oper abzureißen. Als Ausdruck der „Musikstadt Düsseldorf“ könnte daher parallel zur klassischen Oper ein modernes multifunktionales Musiktheater, ein „Haus der Musik“ entstehen, in dem große Opern, Operetten, Chorwerke, Musicals, Jazz- und Popkonzerte, große Sinfoniekonzerte mit großen Orchestern. die nicht in die dafür zu kleine Tonhalle passen, u.a. gespielt werden können. Auch Musikschulen mit kleineren Bühnen könnten dort untergebracht werden.

Eine solche ansprechende Kultureinrichtung fehlt in Düsseldorf, die im Gegensatz zur klassischen Oper ein breites Musikpublikum erreichen kann.

<Dr. Hagen Fischer  9/2021>

<Bilder; HF>