Die Freiflächen nördlich der Kalkumer Schlossallee wurden ab Ende der 1990er Jahre in den Bauflächenberichten als Baugebiet für den Wohnungsbau veröffentlicht und im Flächennutzungsplan 1999 als Wohnbauflächen ausgewiesen worden. Die Stadt vollzieht aktuell mit dem Masterplan „Nördlich Kalkumer Schlossallee“ (Bebauungsplan-Vorentwurf Nr. 05/015) die Planung der 1990er Jahre.  Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite ist die durch die Auswirkungen des Klimawandels völlige Veränderung der Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung („Innenentwicklung vor der Außenentwicklung“). > Siehe auch dib-Beitrag
Hier zeichnet sich ein Konflikt ab zwischen dem Bedarf an Wohnungsbau mit entsprechendem Flächenverbrauch und dem Erhalt von Freiflächen aus Klimaschutzgründen.
Der nachfolgende Beitrag begründet die Notwendigkeit eines Umdenkens in der aktuellen Planung aus Klimaschutzgrünen
.

Für den Erhalt der Grünflächen „Nördlich Kalkumer Schlossallee“
Der Klimawandel schreitet voran – die Flächenversiegelung muss aufgehalten werden
In Deutschland wurden im Vierjahresmittel 2020 bis 2023 täglich durchschnittlich 51 ha als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen – mit steigender Tendenz. Der Flächenverbrauch ist mit erheblichen negativen Folgen für die Umwelt verbunden: u.a. mit dem Verlust von Naturräumen, Klimaschutzleistungen (CO2-Senken), Möglichkeiten für Klimaanpassung, Hochwasser- und Starkregenvorsorge und wertvoller Ackerflächen etc. (BMUKN 08.08.2025).
Insbesondere in Großstädten ist der Klimawandel durch Überhitzung der Innenstädte und zunehmende Starkregenereignisse spürbar. Einige Städte versuchen dem durch Schaffung neuer Grünflächen und Entsiegelungsmaßnahmen (Schwammstadt) entgegenzuwirken. In den Niederlanden gibt es beispielsweise seit 2020 einen Entsiegelungs-Wettbewerb zwischen den Städten („Tegelwippen“ inzwischen nehmen über 80 Städte teil). Nach einem Bürgerentscheid Ende März 2025 soll es in Paris künftig 500 weitere autofreie, begrünte Straßen geben. Vor dem Pariser Rathaus wurde ein Stadtwald mit 150 Bäumen errichtet. In Barcelona wurden im Rahmen der sogenannten „Superblöcke“ u.a. Grünflächen anstelle des bisher für Privatfahrzeuge genutzten Raums geschaffen.
Düsseldorf weist wenige kleine Versuche in diese Richtung nach: Pilotprojekt einer „Regenwasserbank“ in Flingern (550 l Regenwassertank unter einer Parkbank), die nun Wasser für die Bewässerung der Stadtpflanzen sammelt, ein neu eröffnetes Quartierswäldchen (sog. „Pocketpark“ 2.000 qm mit 123 neuen Bäumen und 175 Großsträuchern) auf einer Parkplatzfläche und seit Neuestem das Förderprogramm „Grau raus, Grün rein“ (Finanzielle Unterstützung für privates Engagement: Wer Pflastersteine in seinem Garten oder Innenhof entfernt und Flächen entsiegelt, erhält 25 Euro pro Quadratmeter entsiegelter Fläche ab einem Umfang von mindestens fünf Quadratmeter) (Umweltamt Düsseldorf 03.07.2025).
Vor diesem Hintergrund ist das geplante Neubauvorhaben „Nördlich der Kalkumer Schlossallee“ mit einer geplanten Versiegelung von ca. 15 ha Grünflächen in einem Landschaftsschutzgebiet im Düsseldorfer Norden nicht nachvollziehbar. Das Plangebiet bildet eine wichtige Regenwasserversickerungs- und Abkühlungsfläche, dient als Frischluftschneise, wird als landwirtschaftliche Nutzfläche mehrerer Bauernhöfe und als Naherholungsgebiet genutzt.

Protestaktion der ansässigen Landwirte auf dem Plangebiet (Eigene Aufnahme 22.09.2025)

Anmerkungen zur bisherigen Planung

Bisher bildet die Grünfläche eine natürliche Grenze zwischen den Stadtteilen Kaiserswerth und Wittlaer/Einbrungen. Der aktuellen Siegerentwurfs des Architektenwettbewerbs mit mehreren zum Teil fünfstöckigen „Wohnbauinseln“ öffnet langfristig die Gefahr des Zusammenwachsen der Stadtteile in einem Siedlungskonglomerat ohne Kern und Struktur und einer Überlastung der gewachsenen Kaiserswerther Infrastruktur.
Abgesehen von einem fehlenden Verkehrskonzept in der „Stauhauptstadt“ Düsseldorf für die Aufnahme von ca. 16.000 Bewohnern mit voraussichtlich 1.100 zusätzlichen PKW und ca. 1.000 Schülern für die geplante Gesamtschule und einer schon jetzt völlig überlasteten ÖPNV-Anbindung widerspricht die Schaffung von 550 Wohnungen auf der grünen Wiese einer zeitgemäßen Stadtentwicklung (https://gruener-norden-duesseldorf.de). Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum ließe sich durch Bebauung zahlreicher jahrelang leerstehender Brachflächen (Glasmacherviertel, Grand Central, Benrather Gärten etc.), die Umnutzung leerstehende Bürogebäude (ca. 10% der Büroflächen), die Überbauung von Parkplätzen, Aufstockung vorhandener Gebäude ökologisch vertretbar realisieren.
Die aktuelle Wohnungsnot kann angesichts der Klimakrise nicht als Vehikel für den Raubbau an der Natur zugunsten der Interessen von Investoren und klimaschädlicher Bauindustrie dienen. Der Bausektor ist global verantwortlich für 30% des CO2-Ausstoßes, 40% des Energieverbrauchs, 50% Prozent des Ressourcenverbrauchs, 55% des Abfallaufkommens und 70% des Flächenverbrauchs (BUND-NRW). Die dringend notwendige Transformation zu einer nachhaltigen klimaneutralen Wirtschaft ist langfristig nur erreichbar, wenn es gelingt, diese Branche zu verändern und auf derartige unzeitgemäße Bauprojekte zu verzichten.
Bezeichnenderweise wurden die Klimaziele der Bundesregierung für 2024 neben dem Verkehrssektor auch dieses Jahr wieder von dem Gebäudesektor verfehlt. Die aktuell geplante Aufweichung des EU-Ziels der verbindlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 90% bis 2040 auf jetzt nur noch zwischen 66% und 72% (EU Umweltminister 18.09.2025) lassen wenig Hoffnung auf eine Bewältigung der Klimakrise aufkommen. Nach dem EU-US Zollabkommen vom 27.07.2025 zur Verpflichtung der Abnahme fossiler Energieträger im Wert von 750 Milliarden Dollar innerhalb von drei Jahren und der geplanten „Überprüfung“ des „Verbrenner-Aus“ 2026 rücken die einst ambitionierten Klimaziele der EU in weite Ferne.
Im Sinne einer Bauwende in Richtung einer Flächenkreislaufwirtschaft (EU-Ziel 2050 Netto-Null Flächenverbrauch) muss die weitere Grünflächenversiegelung in Düsseldorf und damit auch die Bebauung „Nördlich Kalkumer Schlossallee“ verhindert werden.
Ausführliche Informationen aus Sicht der Gegner des Bauvorhabens über die lokale Initiative „Grüner Norden Düsseldorf“: https://gruener-norden-duesseldorf.de

Dokumentation der Sichtweise des Stadtplanungsamts der Stadt Düsseldorf als Initiator und Befürworter des Projekts Masterplan „Nördlich Kalkumer Schossallee“:
https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt61/Planung/03_Bilder_und_Plaene/05_Noerdlich_Kalkumer_Schlossallee/2025_05_Vorlage_Beschlussfassung_Masterplan_Noerdlich_Kalkumer_Schlossallee.pdf

<Dr. Stefan Körber 10/25, Eigenes Bild>