Mitglieder des Vereins erarbeiteten zunächst eine eigene Position zu dem Neubau der Oper. Aus den Meinungen der Mitglieder wurde die nachfolgende dib-Stellungnahme abgeleitet. Am Montag d. 12. Mai 2023 wurde sie an den OB, die Bürgermeisterinnen und den Bürgermeister sowie die Fraktionen per Mail verschickt.

Der bereits durchgeführte städtebauliche Ideen-Wettbewerb diente der Prüfung der Vereinbarkeit des vorgegebenen Raumprogramms von 31.000 qm Nutzfläche mit den Grundstücken sowohl an der Heinrich-Heine-Allee, als auch am Wehrhahn.
dib kritisiert, dass vorab nicht überprüft wurde, ob das Raumprogramm und das Grundstück bei Einhaltung der Randbedingungen zum Hofgarten und zur städtebaulichen Einbindung kompatibel sind. Vielmehr wurde diese Überprüfung über einen teuren Wettbewerb mit anerkannten Architekten durchgeführt, was zur Aufwendung von viel Zeit und Geld für die Architektenentwürfe führte.
Das Ergebnis weist nach, dass das Raumprogramm auf dem von der Stadt ausgewiesenen Grundstück Heinrich-Heine-Allee nur über eine Verkleinerung des Raumprogramms möglich sei.
Die Entwürfe der am Wettbewerb beteiligten Architekturbüros erscheinen isoliert betrachtet zwar attraktiv, zeigen aber auch, dass das Bauvolumen bei allen vier erstplatzierten Entwürfen für den Standort Heinrich-Heine-Allee im Vergleich zu der umliegenden Bebauung und angesichts des Eingriffs in den Hofgarten überdimensioniert ist.
Die von der Stadt ausgewiesene Grundstücksfläche an der Heinrich-Heine-Allee ist größer als die Fläche, die von der bestehenden Oper tatsächlich beansprucht wird. Dabei werden Teilflächen des Gartendenkmals Hofgarten in Anspruch genommen. Auch die über Denkmalbereichsatzungen Carlstadt/Königsallee und Hofgarten gesicherten Baufluchten werden in vielen Entwürfen nicht beachtet.
Angesichts eines 460.000 Euro teuren Ideen-Wettbewerbs (Quelle: competitionline) für zwei so unterschiedliche Standorte muss die Frage erlaubt sein, ob nicht schon vorher klar sein konnte, dass die geforderten Funktionen und Flächen an der Heinrich-Heine-Allee ohne deutliche Überschreitung des Bestandvolumens der alten Oper (Bauhöhe und Hofgarten) nicht zu realisieren waren.

dib-Empfehlung: Standort Heinrich-Heine-Allee
In Übereinstimmung mit der aktuellen Politik befürwortet dib für die neue Oper das Grundstück Heinrich-Heine-Allee. Ein neues Opernhaus ist am Standort Heinrich-Heine-Allee als Kulturschwerpunkt mit den umliegenden Kulturbauten und dem öffentlichen Freiraum Hofgarten nach wie vor an richtiger Stelle. Da das Grundstück in städtischem Besitz ist, können die erheblichen Grundstückskosten am Wehrhahn eingespart werden.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krisen der Welt wie Klima, Corona, Krieg sind in ihrem Ausmaß und ihren Belastungen auch für Düsseldorf nicht absehbar. Diese als Folge der Krisen erforderlichen Reaktionen sowie die Investitionen in die erneuerbare Infrastruktur (Brücken, Straßen, Schulen) und die ansteigenden Kosten der Verschuldung werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren so viel Investitionsmittel binden, dass dadurch ein an die Milliardengrenze teurer Opernneubau eher unwahrscheinlich wird.

dib-Empfehlungen für das weitere Vorgehen
Der Verein dib plädiert daher gegen den Totalabriss der Oper an der Heinrich-Heine-Allee. Diese hat seit den letzten gravierenden Umbaumaßnahmen in den 1950er Jahren bis heute einen einzigartigen kulturellen und stadtprägenden Stellenwert in der Stadt erreicht. Sie ist ein Identitätsort von über 60-jähriger erfolgreicher Düsseldorfer Operngeschich-
te. Teile dieses Gebäudes zu erhalten, zu sanieren und nur in den nicht erhaltenswerten und teilweise maroden Gebäudesubstanzbereichen neu zu bauen, zu ergänzen, zu erweitern, wäre nicht nur ein Glück für die Stadt, sondern auch ein hervor-
ragendes Modellprojekt für Neubau, Sanierung, Um- und Weiternutzung.
Dib empfiehlt daher für die Heinrich-Heine-Allee eine bauliche Lösung aus erhaltenswertem Be-
stand und Neubauergänzungen zu favorisieren unter der Maßgabe, das Raumprogramm des Wettbewerbes auf ein Raumprogramm für ein zeitgemäßes Opernhaus zu reduzieren. Diese Zielsetzung ist u.a. durch Auslagerung der Studiobühne erreichbar. Anstelle eines Totalabrisses können bei der Instandsetzung und dem Neubau (mit Seitenbühnen!) Ergänzungen am Opernhaus vorgenommen werden sowie funktionierende Bauteile wie zum Beispiel der Zuschauerraum, Teile des Foyers und das Eingangsportal erhalten bleiben und somit Kosten gespart werden. Damit könnte auch der Bedeutung des Baudenkmals Oper entgegengekommen werden. Der Abriss des Zuschauerraums und dessen 1:1 Wiederaufbau, nach dem Raumprogramm nahezu in der gleichen Größe, widerspricht der Ressourcenschonung und ist daher nicht nachhaltig.

dib empfiehlt, den jetzt anstehenden Realisierungswettbewerb für das Operngebäude auf der oben genannten Grundlage auszuloben.

Mai 2023
Vorstand und Mitglieder des Vereins

<Bild, Karten- und Plandarstellung (Vermessungsamt D.) HF>