Bereits frühere Beiträge dieser homepage befassten sich mit dem Thema Stadtentwicklung > Beitrag 2021 und > Beitrag 2023. Der nachfolgende Beitrag hat den aktuellen Zustand der Düsseldorfer Stadtentwicklung im Blick und stellt dabei die Frage, wohin sich Düsseldorf entwickeln wird. Zwar hat die Planungsverwaltung mit dem „Raumwerk D“ eine bedeutende Planungsgrundlage erarbeitet. In dem öffentlichen Diskurs  hört man jedoch davon kaum etwas.  In den Medien werden vereinzelt Aspekte wie Wohnungsnot, Büroleerstand, Haushaltsprobleme, Brücken u.a.)  behandelt. Es fehlt jedoch der Gesamtzusammenhang. Diesen Mangel versucht der Beitrag von dem Vereinsmitglied und Soziologen Dr. Stefan Koerber aufzuarbeiten.

Stadtentwicklung Düsseldorf aktuell

Stadtentwicklung in Düsseldorf – quo vadis?
Haben Bürgerinnen und Bürger bis vor kurzem noch den Eindruck, mit der Stadtentwicklung gehe es in Düsseldorf voran – der OB eilte von einer Immobilienmesse zur nächsten, holte namhafte Investoren und Architekten in die Stadt und kreiert „Leuchtturmprojekte“ am laufenden Band, wie zuletzt das „Calatrava“ an der Kö. Nach Insolvenzen und folgenden Bauruinen á la Carsch-Haus, Verfall der Friedrichstrasse sowie Pleiten und Leerständen am Südende der Kö machen sich zunehmend Zweifel breit, ob Düsseldorf noch auf dem richtigen Weg ist (RP 19.04.2024 “Der hintere Teilabschnitt der Luxus-Einkaufsmeile Königsallee, zwischen Bahnstraße und Graf-Adolf-Straße, gleicht einer Ladenwüste“).
Sicher ist die aktuelle Situation nicht ausschließlich der Lokalpolitik und  Verwaltung anzulasten – externe Faktoren wie Pandemie, Ukraine-Krieg und schwächelnde Gesamtwirtschaft tragen ihr Übriges bei – dennoch stellen sich Fragen zu dem bisherigen „Geschäftsmodell“ der Stadt Düsseldorf.
Stadtentwicklung kann, wie wir gerade am Beispiel Benko/Signa sehen, nicht nachhaltig auf Investoren von Firmenkonsortien mit geliehenem Geld auf 0-Zins-Basis bauen. Sobald die Zinsen steigen, wird die Sache plötzlich teurer, die Spekulationsblase platzt, die „Investoren“ machen sich aus dem Staub, es entstehen Leerstände und Baulücken, die das geschäftliche Umfeld insgesamt negativ beeinflussen, wie dies aktuell z.B. auf der Kö zu beobachten ist. Büromarkt und Einzelhandel brechen ein. Abgesehen von der Fokussierung als Top-Bürostandort scheint im Zentrum der Düsseldorfer
Wirtschaftsplanung bisher wesentlich der Einkaufstourismus gestanden zu haben, was inzwischen durch den Online-Handel und globale Krisen in Frage gestellt ist – Geschäftsaufgaben und Leerstände in den Top-Einkaufslagen in der Innenstadt weiten sich immer weiter aus, die Luxus-Klientel aus Nahost, Russland und China bleibt zunehmend weg. Diese Entwicklungen sind weder durch öffentlich finanzierte „Leuchtturmprojekte“ wie den Neubau der Oper, noch durch Luxusbauten wie das Calatrava Projekt aufzuhalten. Hierdurch lassen sich die Menschen sicher nicht vom Online-Handel abhalten, Büroflächen werden durch Home-Office weniger nachgefragt oder erhalten im Zuge der Digitalisierung andere temporäre Nutzungsanforderungen.
dib hatte bereits an anderer Stelle auf die prekäre Wohnraumsituation und die Dringlichkeit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Düsseldorf hingewiesen.“Durch die Mietpreisentwicklung ist es inzwischen für untere und mittlere Einkommen kaum noch möglich, bezahlbare Wohnungen zu finden. Zugleich steigen die Ausgaben des Staates für Wohngeld und Mietübernahmen von Bedürftigen stetig. Das führt zur Wohnsitzverlagerung in immer weitere Kreise des Umlandes, während aber die Arbeitsplätze weiterhin in der Stadt bleiben. Die Folge ist die ständige Zunahme des Pendlerverkehrs, der damit verbundenen Ärgernisse und insbesondere auch der CO2-Emissionen.” > Zum dib-Beitrag “Wohnungsbauoffensive”

In der aktuellen Krisensituation wäre der richtige Zeitpunkt über die Zukunftsfähigkeit des aktuellen städtischen Handelns nachzudenken und eine Vision für ein tragfähiges Stadtplanungskonzept zu entwickeln.

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<Dr. Stefan Koerber  04/24>