Da ist einmal das in der Vorcorona Zeit in dem Buch „Düsseldorf Metropole am Rhein“, das von dem ehemaligen Oberbürgermeister Thomas Geisel und der Beigeordneten Cornelia Zuschke herausgegeben wurde, niedergelegte Entwicklungskonzept der zukünftigen Metropole Düsseldorf. Das Metropolenkonzept geht von der Basis der hochentwickelten Stadt aus und richtet sich auf die Entwicklung und den Wandel der Stadt der nächsten Jahre aus. „Düsseldorf wächst und verdichtet sich, stadträumlich und ökonomisch. Wie in vergleichbaren europäischen Metropolen liegt in diesem Entwicklungsschub die Chance, Architektur und Städtebau und große Projekte auf den Weg zu bringen“, so das Buch. Es stellt die Weiterentwicklung der Stadt in eine rheinische Metropole in den Vordergrund. Dabei wird eine große Zahl von zukünftigen Bauprojekten als Leuchttürme dargestellt. Das Konzept geht von ungebrochenem Wachstum der Bevölkerung und der (Dienstleistungs-) Arbeitsplätze aus. Das Buch ist ein Dokument einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung der Vorcoronazeit.
Kaum war das Buch erschienen begann die Coronazeit. Die Kommunalwahl erbrachte im Herbst 2020 neue Mehrheiten. Mit Stephan Keller wurde ein neuer Oberbürgermeister gewählt.
Da ist zum anderen die nach der Kommunalwahl zwischen den Grünen und der CDU erarbeitete Kooperationsvereinbarung als „Gestaltungsbündnis für ein zukunftsfestes Düsseldorf“, die sich in der Zukunft vorwiegend auf die ökologische Sanierung Düsseldorfs und Bewältigung der Klima- und Coronakrise mit den Schwerpunkten Mobilität und Klimaneutralität konzentriert. Kernsätze des 90-seitigen Kooperationsvertrags sind „Wir wollen unsere Stadt zur Klima-Hauptstadt machen“ und „Düsseldorf wird Fahrradstadt“. 60 Millionen Euro sollen dafür zusätzlich jährlich investiert werden. „Die Verkehrswende wird ebenso vorangetrieben wie die energetische Sanierung von Gebäuden, es gibt Offensiven für mehr Ökostrom und Solarher-mie. Fassaden und Dächer sollen grüner werden, der Radwegebau soll endlich richtig in Gang kommen.“ beschreibt Uwe-Jens Ruhnau in rp-Online. Zwei Schwerpunkte des Metropolenkonzepts, „Raumwerk D“ und „Hochhausrahmenplan“, werden weitergeführt.
Das Konzept entspricht den aktuellen Erfordernissen, die Stadtentwicklung auf die Folgen des Klimawandels und der Coronapandemie einzustellen. Man sollte meinen, dass damit mittelfristig der Weg der Stadtentwicklung vorgegeben ist. In der Presse wird jedoch das Konzept als eher nüchtern bezeichnet und indirekt das Fehlen von Leuchtturmprojekten angemahnt. So wird schon entgegen den Absprachen der Vereinbarung von offizieller Seite ein Opernneubau als Wahrzeichen der Stadt, als Leuchtturm hervorgehoben, ehe darüber eine Entscheidung gefällt wurde. Man hat hier den Eindruck, als ob das Fell des Bären schon verteilt wird, ehe er erlegt ist.
Mit der Coronapandemie und deren langjährige Folgenbewältigung zeichnet sich ein Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklung ab. Ging das Metropolenkonzept von unbegrenztem Wachstum aus, das ein Entwicklungsschub für den Wandel der Stadt mit Profilierung von Architektur und Städtebau mit vielen Büro- und Wohnungsbauprojekten in der Metropole Düsseldorf bedeutete, verändert die Coronazeit und deren Folgenbewältigung die Voraussetzungen dieses Konzeptes: das Bevölkerungswachstum scheint gebrochen. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts (it NRW) war die Bevölkerungsentwicklung Düsseldorfs von 2019 auf 2020 (30. Juni) bereits leicht rückläufig. Mit dem zunehmenden Anteil der Beschäftigung im Homeoffice werden teure Büroflächen freigesetzt. Das führt mit dem Rückgang der Wirtschaftskraft der nächsten Jahre zum Nachlassen der Büroflächennachfrage. Eine Reihe der im Metropolenkonzept dargestellten Bürobauprojekte (auch Hochhäuser) werden wahrscheinlich zunächst nicht realisiert werden.
Die Corona Folgenbewältigung und parallel die Bewältigung der Klimaveränderungsfolgen stehen zunehmend im Vordergrund des städtischen Handelns. Aber was passiert dann, wenn die Folgen der Pandemie überwunden sind? Werden dann nicht Teile des Metropolenkonzeptes wieder an Bedeutung gewinnen?
<Dr. Hagen Fischer 5/2021>