Es ist schwer zu verstehen, dass ausgerechnet Düsseldorfer KulturpolitikerInnen bereit sind, für ein Foto-Institut, so attraktiv diese Institution auch sein mag, einen Teil des Gartenkunst-Denkmals Hofgarten zu opfern.
Dieser wunderbare Park wurde schon in den 60er Jahren unter großem Bürgerprotest
durch eine Verkehrsachse zerschnitten. Diese brutale Bruchstelle wurde nun mitnichten
durch die Entfernung eines anderen (Bau-)Denkmals, des Tausendfüßlers, geheilt.
Im Gegenteil: Zwei Parkhälften wachsen nicht zusammen dadurch, dass die nächste
Umgebung der Nach-wie-vor-Verkehrsachse einschließlich des geöffneten Bachbettes in
betonierter Geometrie nichts mehr mit der Idee eines englischen Gartens seines Erbauers
Maximilian Weyhe zu tun hat. Auch dadurch, dass man dabei ist, nun auch im Ostteil des
Parks Wege wie im Nordteil zu asphaltieren und dass Pflanzenvielfalt, die heutzutage so
wichtig wäre, im gesamten Park kaum vorkommt, wird nichts gewonnen.
Und schon einmal wurde der Park brutal traktiert durch den Bau der U-Bahn. Die Wunden
sind einigermaßen verheilt. Das wird, wenn neue repräsentative Gebäude hineingesetzt
und tief gegründet werden, nicht der Fall sein. Gebäude, die für Ausstellungszwecke schon
mal in dem betroffenen Parkteil gestanden haben, waren temporäre Bauten zu Zeiten, in
denen Düsseldorf noch viel weniger verdichtet war als jetzt. Darauf kann man sich nicht berufen. Die mächtige neue Architektur um den Hofgarten herum, so faszinierend sie für Manchen
auch sein mag, verkleinert optisch den Park, spiegelt sich samt betonierter Terrassen in
den Teichen, raubt den Blick auf stille Schwanengewässer.
Dieser Hofgarten wurde gerade nicht für den Hof, sondern als erster Park in Deutschland für die BürgerInnen geschaffen. Dafür, dass dieser Park auch fachgerecht betreut werden kann, bedarf es eines Betriebshofs, der an seinem Platz neben dem Ehrenhof gut versteckt und gut aufgehoben ist, und nicht einfach transloziert werden kann, wenn so etwas auchein Düsseldorfer Hobby ist. Und wohin sollte er versetzt werden, wenn nicht auf eine
Grünfläche mit Bäumen? Stadtbäume, die zur Zeit Trockentod und Sturmtod erleiden, und von tödlichen Mikroorganismen bedroht sind, werden zur Zeit mit ganz hohen Kosten und biotechnischem Aufwand versucht zu ersetzen, ein weiteres Problem. Es wurde zwar jetzt ein Antrag beschlossen, der im Zuge der Bauprojekte Bäume verschonen soll. Man muss aber ernstlich Zweifel haben, dass das gelingen kann, wenn man sich die betreffenden Areale mit realistischem Blick ansieht.
Es muss auch in Landeshauptstädten global gedacht und auch mal lokalpolitsch anders gehandelt werden als immer ganz groß. Man muss nicht an jedem Ort Alles haben, auch nicht in der Landeshauptstadt Düsseldorf, und schon gar nicht an einem so sensiblen Ort, wie einem denkmalgeschützten Park!
Und: Weshalb bekommt im Rahmen eines großen Natur-Kultur-Wettbewerbs jemand den
ersten Preis, der genau mit der Idee dieses Fotoinstituts sorgfältiger umgeht ? Und einen
anderen zentralen Standort findet ? Dieser Ort wäre in ein neues Verkehrskonzept
eingebunden, das wir sowieso bald finden müssen. Dauert zu lange, wird gesagt. Es muss
nicht immer alles auf einmal stattfinden, nur weil wir Menschen eine begrenzte Lebenszeit
haben, und alles haben wollen, und zwar sofort.
Corona hat uns gezeigt, dass manches auch mal anders geht, dass man auch mal Atem
holen muss. Und der Klimawandel sollte uns lehren, dass es gerade die Q u a n t i t ä t an
allen Dingen, die wir haben wollen, ist, die die Q u a l i t ä t allen Lebens bedroht.
<Ingrid Landau 6/2020>
Im Vorfeld des Ratsbeschlusses haben sich die AGD Düsseldorf und die AG Hofgarten des Fachforums “Lebensraum Stadt” wegen der erheblichen Beeinträchtigung eines Denkmalensembles und der Verkleinerung des Hofgartens gegen eine Bebauung des Hofgartens ausgesprochen. (Luftbilder H. Fischer, Planungsamt 2005)