Sicht auf den Jan-Wellem-Platz mit Tausendfüßler 2005

Vom Abriss der Hochstraße übrig gebliebene Stahlstützen

Trauerzug von 35.000 Düsseldorfern zum Abschied

Die von den Düsseldorfern wegen ihrer vielen Stützen liebevoll „Tausendfüßler“ genannte Hochstraße erfüllte seit ihrem Bau im Jahr 1962 bis zu ihrem Abriss im Jahr 2013 ihre Funktion als wichtige Nord-Süd-Verkehrsführung im Zentrum ohne größere Störungen. Mit seiner gebogenen Linienführung und filigranen Optik wurde der „Tausendfüßler“ als ein elegant geschwungenes Brückenbauwerk gelobt.

Wegen ihrer bautechnischen Bedeutung und ihrer eleganten Erscheinung wurde die Hochstraße 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Sie bildete mit dem Thyssenhaus und dem Schauspielhaus ein wichtiges Ensemble der 1960er Jahre und prägte das Bild vom Aufbruch Düsseldorfs in die Moderne.

Im Zusammenhang mit der beabsichtigten Bebauung des Jan-Wellem-Platzes wurde 2007 vom Rat der Landeshauptstadt beschlossen, den Nord-Südverkehr über Tunnelanlagen abzuwickeln und den „Tausendfüßler“ abzureißen. An seiner Stelle sollten nach der Kö-Bogen-Planung neu gestaltete Freiflächen entstehen und die durch die bisherigen Strassenflächen getrennten Hofgartenteile zusammengeführt werden. Letztere Planungsabsicht erfüllte sich nicht, da rd. 85m lange Tunnelrampen südlich des Theatermuseums und die Straßenbahn die Hofgartenteile nach wie vor trennen. Die bisherige beliebte Barriere freie Fußgänger- und Radfahrverbindung „Jägerhofpassage“ der Hofgartenteile wurde aufgegeben und durch eine mit mehreren Barrieren ersetzt.

Die Auseinandersetzungen um den Erhalt der Hochstraße und um die Kö-Bogen-Planung, die vom Abriss der Hochstraße „Tausendfüßler“ übrig gebliebene Stahlstütze und das abmontierte Thyssen/Krupp-Logo am Dreischeibenhaus kennzeichnen das Ende der Baugruppe Thyssen-Dreischeibenhaus, „Tausendfüßler“ und Schauspielhaus, die ab den 1960er Jahren auch international als Ensemble moderner Architektur den Aufbruch Düsseldorfs in die Moderne repräsentierte.

Mit dem Abriss des „Tausendfüßlers“ wurde die Baugruppe zerstört, die einen für die jüngere Düsseldorfer Stadtgeschichte charakteristischen Zusammenhang von Wirtschaft, Kultur und Verkehr vermittelte. 35.000 Düsseldorfer nahmen am 24. Februar 2013 Abschied vom „Tausendfüßler“ und bewegten sich zum letzten Mal über die Hochstraße, bevor sie abgerissen wurde. Mit dem Erhalt des voll funktionierenden Verkehrsbauwerks wäre der „Tausendfüßler“ das einzige Denkmal in der Welt geworden, dessen Sanierung anstelle von Kosten Geld eingebracht hätte, nämlich über hundert Millionen Euro durch Einsparung der Ersatztunnel. <HF