Das Opernhaus wurde 1873 ursprünglich als Theater nach dem Vorbild der Dresdner Semperoper errichtet,

Oper an der Heinrich-Heine-Allee heute. Das Bühnenhaus geht auf die Oper 1873 zurück.

Der Zuschauersaal im Stil der 1950er Jahre

„Das Düsseldorfer Opernhaus besitzt an der Heinrich-Heine-Allee … einen attraktiven Standort am Rande der Altstadt, direkt zwischen Hofgarten und Königsallee, und ist fußläufig von der Rheinpromenade zu erreichen“. Zitat von der Homepage der Oper am Rhein!
„1746 entstand am Düsseldorfer Markplatz das Alte Theater …“, beginnt bei Wikipedia die Geschichte der Düsseldorf Oper. Ein Projekt der (Fach)Hochschule Düsseldorf und des Theatermuseums der Landes- hauptstadt Düsseldorf schon aus 2008 nennt aber schon den 12.2.1696 als Tag der Eröffnung des Opernhauses an der Mühlenstraße, nach nur 4 Monaten als Fachwerkbau 1695 errichtet. Und zuvor war Oper bereits im „langen Saal“ im Düsseldorfer Schloss aufgeführt worden war. Das Atelier Kino auf der Graf-Adolf-Straße präsentiert Opernabende aus New York, Salzburg u.a. bekannten und berühmten Bühnen und Festivals der Welt. Die Abende dort sind regelmäßig ausverkauft. Oper ist also Tradition und das weltweit und sie wird auch in Düsseldorf angenommen.
Das jetzige Haus der Düsseldorfer Oper wurde 1873 errichtet, erhielt „sein heutiges Gesicht“, nach einer heftigen Debatte zum Wiederaufbau und der Gestaltung Mitte der 50er Jahre nach den massiven Beschädigungen während des Krieges, die Stadt Düsseldorf „veranlasste“ 2006 – 2007 eine umfangreiche Sanierung. Dabei wurde „das Haus durch einen lichtdurchfluteten Orchester- und Ballettprobensaal“ mit einer „zehn Meter breiten, acht Meter hohen Glasfassade zum Hofgarten und zur Königsallee „sichtbar erweitert“.
Auch diese Zitate finden sich auf der Homepage der Oper am Rhein, ebenso wie der Hinweis auf den Kostümfundus im Kellerterrain, eine Attraktion bei der Führung durch das Opernhaus“. Das Haus, auch das beinhaltet die Homepage, steht in seiner jetzigen Gestalt unter Denkmalschutz, es ist „poetisch betrachtet“ durch den Rhein mit dem Theater in Duisburg verbunden, die Maße der Bühnen und darauf basierend die Opern- und Ballettproduktionen erlauben es, sie in beiden Städten zu bringen. In diesem Haus gab es in seiner langen Geschichte seit den 50er Jahren unter verschiedenen Intendanten, Generalmusik- und Ballettdirektoren (bisher ausschließlich Männer) lange Phasen mit herausragenden Produktionen.
Und nun kündigte im März 2021 Oberbürgermeister Stephan Keller einen Neubau an, an einem anderen Standort, für 636 Mio. Euro, währen ein Neubau am bisherigen Standort 700 Mio. Euro koste. Auch diese Beträge nach Wikipedia. Vorausgegangen sind in den letzten Jahren Diskussionen und Veranstaltungen zur Zukunft der Oper in Düsseldorf, bei denen auch schon von mancherlei Seite ganz unterschiedliche Vorstellungen über Bau und Standort auf den Tisch gelegt wurden.

Mittlerweile werden immer wieder neue Standorte ins Gespräch gebracht und es gibt weitere Aussagen zu Kosten für einen Neubau und auch zur Sanierung des vorhandenen Gebäudes. Zugleich werden in der Debatte Fragen unterschiedlichster Reichweite auf unsicherer Basis und ohne transparente Faktengrundlage oder -prüfung behandelt: Ist Oper noch zeitgemäß? Ist sie nur etwas für „die alten weißen Männer“, um mal eine andere aktuelle Formulierung zu verwenden? Was braucht Düsseldorf? Einen Leuchtturm à la „Elphi“, also wie Sydney, Oslo, Bilbao, und und und.
Hier soll jetzt nicht ein weiterer Beitrag kommen, der all diese Fragen behandelt. Stattdessen soll eine Lanze für den bisherigen Standort der Oper an der Heinrich-Heine-Allee gebrochen werden. Wie die Oper, siehe oben, selbst schreibt, haben wir ein Opernhaus mit einer bereits langen Tradition an einem fantastischen Standort. Viele Argumente sind sicher schon genannt, daher nur kurz zwei wesentliche: Denkmal, Einbindung in das zentrale urbane Umfeld der Stadt.
Zudem ordnet sich das Haus in seiner ursprünglichen Substanz, also dem Standort, der Größenordnung und der architektonischen Grundidee, in das Umfeld des Hofgartens mit seinen begleitenden Bauten ein. Auch dazu Wikipedia:„Der Bau des Stadttheaters Düsseldorf steht zu Beginn der Epoche, in der die repräsentativen, großstädtischen Monumentalbauten Düsseldorfs errichtet wurden. Zuerst entstand das Stadttheater (1873), gefolgt von Kunstakademie (1875), Ständehaus (1876), Kunsthalle (1878), Kunstgewerbeschule (1883) und Kunstgewerbemuseum (1893).“ Diesen Zusammenhang aufzugeben, ohne überzeugende Aussage zum Erhalt des denkmalgeschützten Bestandshauses, wäre eine unverzeihliche Sünde. Hier sei eingeschoben: die Entscheidung für den Verbleib des Theatermuseums im Hofgärtnerhaus, also auch dem Erhalt des Hofgärtnerhauses in städtischer Hand und Nutzung, ist ein Schritt, der diesen Zusammenhang am und um den Düsseldorfer „Central Park“ stützt.
Blaugrüner Ring, Hochhausrahmenplan sind Planungsansätze, die den Zusammenhang der Stadt und ihrer Entwicklung im Blick haben. Die bisher ins Gespräch gebrachten Standorte für einen Opernneubau lassen dagegen Einordnungen in die Stadtentwicklung auf belastbaren Grundlagen vermissen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Standorte solitär in ihrer jeweils gedachten Attraktivität gesehen werden, ohne die Machbarkeit bzw. die nicht nur fantasierten, sondern tatsächlichen Konsequenzen zu berücksichtigen.
Gerade die Idee des blaugrünen Rings, der Verbindung der Gewässer Rhein, Düssel, der großen und kleinen Teiche und der Grünflächen, sollte doch nach den intensiven Diskussionen unter großer Bürgerbeteiligung nicht durch partielle spontaneistische Standortentscheidungen für wesentliche Elemente der Stadtkultur wie auch der Stadt als kultureller und touristischer Ort vergessen werden. Sicherlich, bestimmte denkbare Standorte sind wohl nur jetzt machbar, Investoren werden nicht auf längere Entscheidungsprozesse der Stadt warten. Es wäre aber auch schwerlich akzeptabel, eine Entscheidung über das Ob und das Wo und Wie zu treffen, weil es möglicherweise finanziellen Interessen Privater dienen könnte.
Bei aller Argumentation für das Opernhaus am Hofgarten, am Anfang und am Ende geht es selbstverständlich um eine Produktionsstätte für Kultur. Und da ist nicht abzustreiten, dass das derzeitige Haus nicht die Bedingungen bietet, die ein Neubau nach heutigem Zuschnitt von Raumprogramm und Logistik aufweisen müsste. Das hat Konsequenzen für Inszenierungen, also Inhalte, Betriebsabläufe und Betriebskosten.
Die Beibehaltung des jetzigen Hauses hat die Konsequenz, dass bestimmte „Sensationen“ in der Inszenierung vielleicht nicht möglich sind und sein werden. Aber, ist das ein so großes Manko, dass nicht doch auch in Zukunft anspruchsvolle, über unsere Stadt und die Region hinaus wahrnehmbare und zeitgemäße Opernaufführungen möglich sind? Oder wird möglicherweise auch umgekehrt ein Schuh daraus: wird vielfach nicht die Kunst wahrgenommen, sondern der zirzensische Effekt, den große Räume und avantgardistische Technik möglich machen?
Hinzu kommt, „poetisch“ aber auch praktisch und finanziell betrachtet, die Verbindung mit der rheinabwärts liegenden Groß- und Nachbarstadt, Duisburg, die bei einem völlig anderen Haus fraglich wäre.
Und damit zum Geld: Wieweit die öffentlich genannten Beträge für Neubau einerseits, weitere Sanierung andererseits realistisch sind, ist wie immer bei solchen Vorhaben äußerst fraglich. Es zählt zu den Grundregeln, Investitionen für Neubauten runter- und für den Erhalt von vorhandenem raufzurechnen. Laut oder leise sagt zudem sicher jede und jeder, bei den Beträgen bleibt es nicht. Siehe „Elphi“.
Zudem werden die laufenden Ausgaben bei einem Neubau auch nicht sinken. Mehr umbauter Raum, mehr Technik haben, wenn man sich nicht in die Tasche lügt, auch mehr Ausgaben zur Folge. Das Ganze dann auf dem Hintergrund der ohnedies schon ehrgeizigen und vielleicht vordringlicheren weiteren Investitionsvorhaben und damit verbundenen laufenden Ausgaben der Stadt, wie z.B. weiterer Schulbau, Stadtbahnstrecke 81, Umbau der Verkehrsinfrastruktur und der Stadtinfrastruktur insgesamt. Jetzt noch verstärkt auch Ausgaben zum Umwelt- oder Hochwasserschutz. Corona und seine wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen, Arbeitsplätze und den Stadtsäckel kommen obendrauf.
Fazit, kurzgefasst und stichwortartig:
Oper ist notwendig für eine Stadt mit vielfältiger kultureller Vergangenheit, aktueller Gegenwart als Wirtschafts- und Kulturstandort und aktiver Teilnahme an Zukunftsdebatten,
Die Deutsche Oper am Rhein hat mit ihrem denkmalgeschützten Gebäude einen fantastischen Standort und ein Raumangebot, das bewiesen hat, dass anspruchsvolle Aufführungen möglich sind.
Alle Absichten zu einem Neubau, am derzeitigen oder einem anderen Standort, müssten eine überzeugende Antwort zur Zukunft dieses Bestandsgebäudes geben. Bisher sind keine erkennbar,und sie müssten die hohen Investitionen, die nicht geringer werdenden Betriebskosten, und die Aufkündigung der Theatergemeinschaft mit der Nachbarstadt überzeugend erklären.
Und zum Schluß noch mal „Elphi“ (= Elbphilharmonie):
Am 26. August schrieb Uwe Jens Ruhnau in der RP: „Eine Oper für alle ist der größte Wunsch“. . In der Unterzeile scheint dann Oper doch nur als Metapher für abwechselnde Attraktionen, für junge Leute, für Touristen, für wen auch immer, zu stehen. Wäre „Oper für alle“ nicht eine Aufgabe, junge Menschen, überhaupt alle, die bisher mit Oper noch nichts so recht anfangen können, an diese heran zu führen? Nicht Bau und Pomp, sondern Inhalt und Musik zum Thema zu machen? Das wäre dann eine Aufgabe z.B. für die neue Kulturamtsleiterin und die neue Kulturbeigeordnete.

<Dieter Pauly  9/2021>

<Bilder HF, Stadtarchiv>