„Das Düsseldorfer Opernhaus besitzt an der Heinrich-Heine -Allee … einen attraktiven Standort am Rande der Altstadt, direkt zwischen Hofgarten und Königsallee, und ist fußläufig von der Rheinpromenade zu erreichen“ (Zitat von der Homepage der Oper am Rhein !).
„1746 entstand am Düsseldorfer Marktplatz das Alte Theater…“, beginnt bei Wikipedia die Geschichte der Düsseldorfer Oper. Ein Projekt der (Fach)Hochschule Düsseldorf und des Theatermuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf nennt 2008 schon den 12.2.1696 als Tag der Eröffnung des Opernhauses an der Mühlenstraße, nach nur 4 Monaten als Fachwerkbau 1695 errichtet. Und zuvor war Oper bereits im „langen Saal“ im Düsseldorfer Schloss aufgeführt worden. Oper ist also Tradition, und das weltweit, und sie wird auch in Düsseldorf angenommen.
Das jetzige Haus der Düsseldorfer Oper wurde 1875 errichtet, erhielt „sein heutiges Gesicht“ nach einer heftigen Debatte zum Wiederaufbau und zur Gestaltung Mitte der 50er Jahre nach den massiven Beschädigungen während des Krieges. Die Stadt Düsseldorf „veranlasste“ 2006/07 eine umfangreiche Sanierung. Dabei wurde „das Haus durch einen lichtdurchfluteten Orchester- und Ballettprobesaal“ mit einer „zehn Meter breiten, acht Meter hohen Glasfassade zum Hofgarten und zur Königsallee „sichtbar erweitert“. Das Haus wurde unter Denkmalschutz gestellt.
Sanierung oder Neubau, das ist heute die Frage !
Von dib soll eine Lanze für den bisherigen Standort an der Heinrich-Heine-Allee und für einen Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes gebrochen werden. Wie die Oper selbst schreibt, haben wir ein Opernhaus mit einer bereits langen Tradition an einem fantastischen Standort. Viele Argumente sind sicher schon genannt, daher kurz drei wesentliche: Denkmalschutz, Einbindung in das zentrale urbane Umfeld der Stadt, Erreichbarkeit aus Stadt und Region.
Bei aller Argumentation für das Opernhaus am Hofgarten, am Anfang und am Ende geht es selbstverständlich um eine Produktionsstätte für Kultur. Und da ist nicht abzustreiten, dass das derzeitige Haus nicht die Bedingungen bietet, die ein Neubau nach heutigem Zuschnitt von Raumprogramm und Logistik aufweisen könnte. Das hat Konsequenzen für Inszenierungen, also Inhalte, Betriebsabläufe und Betriebs- kosten. Die Beibehaltung des jetzigen Hauses hat die Konsequenz, dass bestimmte „Sensationen“ in der Inszenierung vielleicht nicht möglich sind und sein werden. Aber, ist das ein so großes Manko, dass nicht doch auch in Zukunft anspruchsvolle, über Stadt und Region hinaus wahrnehmbare und zeitgemäße Opernaufführungen möglich sind? Oder wird möglicherweise auch umgekehrt ein Schuh daraus: wird vielfach nicht die Kunst wahrgenommen, sondern der zirzensische Effekt, den große Räume und avantgardistische Technik möglich macht? Hinzu kommt, „poetisch“ aber auch praktisch und finanziell betrachtet, die Verbindung mit der rheinabwärts liegenden Groß- und Nachbarstadt Duisburg, die bei einem völlig anderen Haus fraglich wäre.
In der veröffentlichten Position der Stadtverwaltung zu den Standorten der Oper und zur Frage der Erneuerung des bestehenden Hauses (Sanierung und Ertüchtigung), die abgelehnt wird, oder eines Neubaus wird eine fragwürdige Argumentation vorgelegt: eine vage beschriebene „Konzeption für eine Oper für alle“. Damit soll der Neubau „gerechtfertigt“ werden.
Ein konkreter Vergleich zwischen allen Varianten hinsichtlich Baukosten, Grundstückskosten, Abbruch- und Herrichtungskosten, Betriebskosten während der Bauphase andernorts, Umgang mit dem Altstandort nach einem Neubau, Ressourcenverbrauch/Nachhaltigkeit ist zurzeit nicht möglich. Die „grob geschätzten Kostenrichtwerte für die einzelnen Varianten sind ohne Einbeziehung für den Baugrund und für den möglichen Erwerb eines alternativen Grundstücks“ ermittelt worden (Zitate aus der Pressemitteilung der Stadt vom 10.9.2021). Unter diesen Bedingungen ist eine Entscheidung über Sanierung oder Neubau oder über einen bestimmten Standort völlig verfrüht. Stattdessen müssten zunächst vollständige und belastbare Aussagen zu den Relationen zwischen den einzelnen Varianten erarbeitet werden und die „Konzeption der Oper für alle“ und ihre Auswirkungen auf das Raumprogramm beschrieben werden. Und das auf dem Hintergrund vielleicht vordringlicherer Investitionsvorhaben der Stadt, verstärkt durch zusätzliche Ausgaben für Umwelt- und Hochwasserschutz, wegen Corona und eine schnelle Verkehrswende.
Das Fazit von dib ist daher:
Oper ist notwendig für eine Stadt mit vielfältiger kultureller Vergangenheit, aktueller Gegenwart als Wirtschafts-und Kulturstandort und aktiver Teilnahme an Zukunftsdebatten.
Die Deutsche Oper am Rhein hat mit ihrem denkmalgeschützten Gebäude einen fantastischen Standort und ein Raumangebot, das anspruchsvolle Aufführungen möglich macht.
Keine Eingriffe in den durch Satzung geschützten Hofgarten
Alle Absichten zu einem Neubau an einem anderen Standort müssten eine überzeugende Antwort zur Zukunft dieses Bestandsgebäudes geben.
Die Zusammenarbeit der Deutschen Oper am Rhein mit der Stadt Duisburg müsste auch für die Zukunft gewährleistet sein.
Die Auswirkungen einer Sanierung bzw. eines Neubaus des Opernhauses hinsichtlich eines nachhaltigen Baus und Betriebs müssen konkret dargestellt werden.
dib setzt sich für die Erhaltung und Sanierung/Ertüchtigung des denkmalgeschützten Opernhauses an der Heinrich-Heine-Alle ein.
dib empfiehlt dem Rat, noch keine Entscheidungen über Standorte und Erneuerungsweise zu treffen, sondern zunächst vollständige und belastbare Aussagen für eine Abwägung zwischen allen vier Varianten von der Verwaltung anzufordern, wie oben dargelegt.
Thomas Beucker
(Vorsitzender)
Prof. Ursula Ringleben
(Stellvertretende Vorsitzende)
<Textkoordination: Dr. Jörg Forßmann 9/21, Bilder HF>
Haben Sie Fragen? Mail an die Redaktion